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Fünfte Schlafphase (Rapid-Eye-Movement-Phase / REM-Schlaf)

Fünfte Schlafphase (Rapid-Eye-Movement-Phase / REM-Schlaf)

Fünfte Schlafphase (Rapid-Eye-Movement-Phase / REM-Schlaf)

 

 

Nathaniel Kleitmann stellte im Jahre 1953 in einem Chicagoer Labor die Phase der schnellen Augenbewegungen fest. Aber nicht nur die Augen sind während dieser REM- Schlafphase aktiver, sondern auch die Atmung und das Gehirn sind in der Aktivität eifriger. Entgegengesetzt verhält es sich aber bei der Skelettmuskulatur, die ist hier am meisten entspannt.

 

Früher galt die REM Schlafphase als die Traumphase schlecht hin. Doch mit moderner Forschung sind wir heute auf dem Wissensstand, dass es überhaupt gar keinen Schlaf gibt, in dem wir nicht träumen. Doch für die Forschung über die Trauminhalte ist diese Phase am idealsten, denn wenn der Schlafende nun aufgeweckt wird, kann er meist romanfüllende Inhalte über seine erlebten Szenen während des Traumes berichten. Während des REM Schlafes sind die Bildeindrücke viel lebhafter und die Erinnerung an Geträumtes ist wesentlich besser als in Nicht REM Schlafphasen. Vorranging werden Betawellen während dieser Schlafphase gemessen, jedoch gibt es hier auch Thetawellen und Alphawellen.

 

Während eines Schlafes von ca. acht Stunden werden bis zu fünf REM Schlafphasen durchlaufen. Im Alter nehmen diese allerdings ab. Bei älteren Personen werden nur noch maximal drei REM Schlafphasen gemessen. Hieraus leitet sich dann eine Traumzeit von insgesamt knapp anderthalb Stunden im Durchschnitt ab. Das macht ein Fünftel der gesamten Schlafzeit aus. Dabei ist es sehr interessant, dass die Dinge, die du im Traum als Aktivität durchläufst, meist genau so lange sind, als wenn du sie im wachen Zustand erledigst. Also räumst du zum Beispiel 15 Minuten im reale und wachen Zustand deinen Geschirrspüler aus, dann benötigst du auch im Land der Träume genau die gleiche Zeit dafür. Bei Entscheidungen ist die Verhaltensgrundlage allerdings ein wenig anders geartet. Hier haben jüngste Forschungen gezeigt, dass ein bestimmter Teil im Gehirn, der Mortocortex, im wachen Zustand bis zu zehn Sekunden eher reagiert, als die Entscheidung von der Versuchsperson getroffen wurde. Diese Studie wurde an der Charité´ in Berlin 2014 anhand von einfachen Finger- und Handbewegungen durchgeführt.

 

Wenn während des REM Schlafes die Schlafparalyse oder auch Schlafstarre genannt einsetzt, kann diese oft sehr beängstigend und bedrohlich empfunden werden. Denn wenn der Träumende in dieser Phase aufwacht, ist die Muskulatur immer noch erschlafft und er kann sich nicht bewegen. Wenn er nun von dieser Schlafstarre keine Kenntnis hat und sich seiner Verfassung nicht ganz bewusst ist, ist das oft gleich zu setzen mit einer traumatischen Erfahrung. Diese Phase ist es auch meist in den Träumen, in denen man vor Monstern nicht weg laufen kann oder wie versteinert einfach nur verfolgt wird. Die Bedrohung kommt immer näher, aber man kann ihr im Traum einfach nicht entfliehen. Hast du bestimmt auch schon mal erlebt.

 

Ein bisschen anders als ein Alptraum ist der Nachtschreck geartet. Er passiert in der Non- REM – Phase. Oft ist dieses Phänomen bei kleinen Kindern oder Babys zu beobachten. Die fahren während des Schlafens ganz plötzlich aus ihrem Bettchen hoch, schreien und haben panische Angst. Mit der Angst einhergehend sind auch die Symptome wie weit aufgerissene Augen, ein erhöhter Puls und Herzfrequenz, eine erhöhte Frequenz der Atmung und ein überdurchschnittlicher Schweißausfluss. Diese Angst dauert oft einige Minuten an. Den Betroffenen dabei zu helfen ist meist völlig sinnlos, denn oft schreien sie dadurch nur noch mehr und fuchteln wild mit den Händen. Das Einzige, was die Anwesenden in diesem Moment für den Betroffenen tun können, ist einfach nur da zu sein und auf ihn aufzupassen, dass ihm nichts während dieser Panik passiert und er sich nicht verletzt. Während Erwachsene seltener an diesem Nachtschreck leiden, tritt er bei Kindern zwischen drei und fünf Jahren bis zu einer Häufigkeit von 5 % auf. Dabei sind die Gründe für dieses schreckhafte Erwachen bis jetzt noch weit ungeklärt. Doch die Horrorbilder, an die die Kinder sich nach dem Aufwachen erinnern, gleichen einem erlebten Alptraum. Hierbei handelt es sich allerdings nur um Bilder, keine zusammenhängende Geschichte, wie sie in Alpträumen charakteristisch ist. Oft ist die Erinnerung bei morgendlichen Erwachen an das, vergangene Nacht Erlebte schon oft erloschen.

 

Durch die Anwendung einer Positronen- Emissions- Tomografie, kurz PET, konnte schon nachgewiesen werden, dass während des REM Schlafes bestimmte Gehirnareale besonders aktiv sind. Sie sind verantwortlich für unsere Imagination, unsere Wahrnehmung von Bewegungen und Emotionen. Die Bereiche, die für Willensakte, Urteilsvermögen und das logische Vertrauen zuständig sind, sind hier weniger in den REM Schlaf involviert. Durch diese wunderbare Enthemmung sämtlicher kritischer Denkprozesse wirkt sich der REM Schlaf sehr befreiend auf unsere schöpferischen Potenziale aus. Schon Sigmund Freud beschrieb dieses wunderbare Wegfallen der Zensur sehr früh. Doch bei ihm ging es in seinen Studien eher um das Wegbrechen der moralischen Zensur, die sich auf die Sexualität und die Aggressivität beschränkt hielt.

 

Das Gedächtnis kann während des REM Schlafes auch gestärkt werden. Denn wie der Traumforscher und Psychiater Robert Sickgold hervorhob, werden auch gerade Lernaufgaben im Gehirn während dieser Phase verankert und gestärkt.