Burn - out / Wenn die Grenzen immer näher kommen

Burn - out / Wenn die Grenzen immer näher kommen

Uns ist allen bewusst, dass die Welt um uns herum immer hektischer und schnellebiger geworden ist. Und jeder kennt es sicher, dass der To- Do Zettel des Tages oder der Woche auch immer länger wird. Zudem haben wir es verinnerlicht, dass wir rund um die Uhr erreichbar sind. Und jeder meckert auch gerne darüber. Die Möglichkeiten von Internet uns sozialer Kommunikation sind über das Internet, Smartphone und Laptop sind immer verfügbar und gehören einfach zu unserer Zeit dazu. Wir wollen immer dazugehören und sind neugierig, was die Welt alles so für uns bereit hält. Wir stecken schon ganz im Fortschritt von morgen.

So schön das auch alles ist, wir müssen Wege finden, um mit diesen Anforderungen umzugehen. Dazu gehört, dass wir in Kontakt mit uns selbst sind, spüren und wissen, wann wir uns gerade zu viel zumuten. Das sollten wir tun, bevor unser Körper und unsere Seele ein Reset für uns durchführen und mit der Werkseinstellung ein Burn- out kommt.

Ein Burn - out kommt nicht einfach von heute auf morgen. Es ist meist ein Prozess, der sich über längere Zeit anbahnt. Es zwingt die betroffenen Menschen auf eine sehr radikale Art, ihre Einstellungen und Überzeugungen zu überdenken, weil es so nicht weiter geht, wie man es bisher gemacht hat. Deswegen sollte jeder lernen, die Warnsignale von Körper und Geist richtig zu deuten um so Schlimmeres zu verhindern.

Aber die Gründe für eine Burn -out Erkrankung sind nicht immer nur in sich selbst zu finden. Sie liegen auch in den Strukturen der Arbeits- oder Außenwelt. Nicht nur die technischen Neuerungen, auch die Strukturen in den Betrieben oder die Unfähigkeit von Führungskräften können den Zustand völliger Erschöpfung begünstigen. Aber auch das Pensum der täglichen Arbeit steigt und der Vorgsetzte findet oft keine Worte des Lobes oder auch nur den Hauch von Verständnis oder Unterstützung.

Das statistische Bundesamt hat 2012 eine Studie erhoben. Hierbei kam heraus, dass die Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigenstunde von 1991 bis 2011 um kanpp 35 % gestiegen ist. Wenn dann unter den Kollegen schlechte Stimmung herrscht, manche gar gemobbt werden, kann das schlimme Folgen haben. In Frankreich gab es sogar 2008 und 2009 eine große Suizidwelle in einem französischen Telekommunikationsunternehmen. Innerhalb der 18 nahmen sich 23 Mitarbeiter das Leben. Dort sei Mobbing an der Tagesordnung gewesen. Dazu kamen noch enorme Umstrukturierungsmaßnahmen und immer mehr Arbeit pro Kopf.

Daraufhin wurden viele Arbeitsschutzgesetze geändert. Neben physischer Belastung wurden dort auch psychische Belastungen aufgenommen als Gefährdungsfaktor für die Gesundheit im Beruf. Damit müssen Arbeitgeber dafür sorgen, dass entsprechende Gefahrenquellen minimiert und so gering wie möglich gehalten werden.

 Einige Risikofaktoren sind auch, dass wir immer mit dem technischen Fortschritt mithalten wollen und müssen und dass es damit auch immer wieder Neues zu lernen gibt. Das erhöht die Arbeitsintensität enorm. Auch fehlende vorgaben für Aufgabenfelder können zu Belastungen führen. Zudem müssen sich beschäftigte oft sehr für hihren Job einsetzen, ohne dass das entsprechend anerkannt wird, sie beispielsweise mehr Geld bekämen oder auch nur ein Lob von den Kollegen. Überhaupt ist die Unternehmensstruktur sehr wichtig, wie sich der Arbeitnehmer aufgehoben und angenommen und gewertschätzt fühlt.

 

Große Unternehmen haben schon erkannt, dass es immer mehr um die seelische und körperliche Gesundheit von ihren Mitarbeitern geht und unternehmen dahingehend Schritte. Damit ist Motivation für sie ein wichtiger Produktionsfaktor geworden. Dabei sieht es bei kleinen Firmen, Ein- Mann- Betrieben oder Freiberuflern meist ganz anders aus. Sie belastet zusätzlich, dass ihr arbeitsplatz sehr unsicher ist. Die Auftragslagen können sich ständig ändern. In kleinen Betrieben sind kaum Kapazitäten vorhanden, gesundheitsfördernde Maßnahmen anzubieten.

 

Das Tückische an einem Burn - out ist, dass die Alarmzeichen oft gar nicht wahrgenommen werden. Zu groß ist der Wunsch nach Anerkennung zu streben und der Leistungsdruck, dem sich viele einfach nicht entziehen können. Denn wir bekommen nur über die Leistung Anerkennung. Das kennen wir schon von zu Hause aus unserer Kindheit so. Wir sind alle immer aus Leistungen getrimmt. Betroffene geraten so in eine Spirale, die sich immer weiter nach unten zieht und aus der sie schwer entfliehen können.

Die ersten Warnsignale sind meistens Schlafstörungen. Entweder können Betroffene abends icht mehr gut einschlafen oder liegen vor allem in der Nacht von Sonntag auf Montag lange wach und sind am nächsten Mogen total gerädert und übermüdet. Meist macht man in der Nacht kein Auge zu. Ein Gefühl von völliger Zerschlagenheit.

Ein weiteres Warnzeichen kann auch sein, dass bekannte Erholungsphasen wie das Wochenende oder der Urlaub zur Erholung nicht mehr reichen, um sich zu entspannen und hinterher gestärkt zu fühlen. Und wer sich immer mehr von seinen Tätigkeiten entfernt und schon fast einen zynischen Umgang mit den Arbeitsgegebenheiten entwickelt, sollte mal innehalten. Zudem gehen Aufgaben, die bisher eine bestimmte Zeit erfordert haben, meist schwerer von der Hand und braucht dafür mehr Zeit und Energie. All das kommt über einen längeren Zeitraum. Denn eine zeitweise Überarbeitung und Ermüdung ist normal. Wer aber einen Verdacht auf einen Burn -out hat, sollte sich auf jeden Fall von seinem Hausarzt dazu beraten lassen. Auch bei mir in der Praxis ist eine Beratung und Einschätzung hierzu möglich. Sollte ein Burn- out bestehen, können wir so auch gemeinsam nach Interventionen und Möglichkeiten der Linderung schauen und einleiten.

Hierzu müssen aber auch andere Krankheiten erst einmal ausgeschlossen werden, die ebenfalls auf ein Erschöpfungssyndrom hinweisen können. Beispielsweise können das Blutarmut, Eisenmangel, Schlafapnoe oder eine beginnende Herzinsuffizienz sein.

 

Jeder sollte auch einmal den Begriff der Selbstfürsorge für sich definieren. Denn niemand sollte sich so sehr aufopfern, dass er in der völligen Erschöpfung nicht mehr weiter kann. Jeder, der in einem Burn- out ist, muss vorher für etwas gebrannt haben. Das ist häufig zu hören, und diese Vorstellung macht es Menschen vielleicht einfacher, den depressiven Zustand zuzugeben. Wer vorher richtig viel geleistet hat, darf auch mal zusammenbrrechen. Das entspricht der Leistungslogik. Wer aber nicht merkt, dass er kurz vor dem Zusammenbruch steht, hat auch nicht gut auf sich geachtet. Denn leider lernt keiner in der Schule, mit Stress oder Ängste umzugehen oder Konflikte konstruktiv zu lösen. Ist dann das Selbstwertgefühl noch gering, können Menschen sich sehr schwer vor Überlastungen schützen. Menschen, die wenig Wärme und Unterstützung von ihrem Elternhaus erfahren haben, sind gerade für ein Burn -out anfälliger. Jeder muss hier für sich lernen, wann persönliche Grenzen erreicht sind. Deswegen ist Selbstfürsorge hier sehr wichtig.

Gerne unterstützte ich auch bei der Findung der individuellen Selbstfürsorge. Denn kein Mensch ist auf dieser Welt so wichtig, wie wir selbst. Das ist keineswegs egositisch, sondern ein Eingestehen für das wertvolle ICH.