Entspannte und selbstbestimmte Geburt

Entspannte und selbstbestimmte Geburt

Eigentlich ist alles ganz einfach. Wenn die Zeit reif ist, leitet das Baby selbst die Geburt ein. Die Wehen öffnen den Muttermund, und das Kind gelangt ohne fremde Hilfe auf die Welt.

Dabei bringen nur knapp 6,7 Prozent der Frauen in Deutschland ihr Kind ohne medizinische Intervention zur Welt. Bei allen anderen Frauen wird in den Geburtsverlauf eingegriffen. Oft mit dem Ziel, den Geburtsvorgang zu beschleunigen.

Das Kritisiert auch die WHO und brachte jüngst eine neue Richtlinie für Geburten heraus. Mit ihr schreibt die WHO nicht nur bestimmte Eingriffe als medizinisch relevant ab. Die Richtlinien sind vor allem ein Plädoyer dafür, dass die Frauen bei allen Schritten der Geburt einbezogen werden müssen. Denn nicht selten werde über sie hinweg entschieden.

Wir möchten Ihnen hier ein paar Dinge aufzeigen, mit denen Sie viel Entscheidungsfreiheit für eine selbstbestimmte Geburt bekommen können:

-        Geburtsvorbereitungskurs:

Vielen Schwangeren tut es gut, sich vorher mit Gleichgesinnten zu treffen und möglichst viel über den Ablauf der Geburt zur erfahren. Anderen macht das eher Angst. Sie gehen besser unbedarft, ohne große Vorbereitung in die Geburt und schauen intuitiv, wie sie sich unter der Geburt verhalten. Im besten Falle trägt aber ein Geburtsvorbereitungskurs dazu bei, den Übermütigen ein wenig Übermut zu nehmen und den Ängstlichen ihre Angst zu nehmen. Viele Geburtskliniken bieten Geburtsvorbereitungskurse an. Somit erfährt man gleich einiges über die Werte des Krankenhauses und macht sich ein bisschen vertraut. Es ist auch ratsam, einen Kurs für Erstgebärende zu besuchen, wenn man das erste Kind bekommt. Denn in gemischten Kursen geht es meist um die Verarbeitung bereits vergangener Geburtserlebnisse. Waren die dann nicht sehr schön, kann das Gebärende ohne Geburtserfahrung negativ beeinflussen.

-        Geburtsort

Der selbstbestimmteste Ort ein Kind zu bekommen, ist das eigene zu Hause. Auch in einem Geburtshaus stehe die Chancen sehr gut, dass Hebammen individuell auf die Wünsche der Gebärenden eingehen können, schließlich kümmern sich dort immer nur eine oder zwei Hebammen um eine Gebärende. Defakto suchen aber die meisten Frauen eine sichere Geburt in einer Klinik. Wobei der Trend immer mehr wieder zu Hausgeburten geht. Bei der Wahl, sowohl einer Klinik oder auch der Hebammen sollte das Bauchgefühl entscheiden. Einen ersten Eindruck können hier Informationsveranstaltungen oder Kreißsaalbesichtigungen bringen. Es sollten hier auf jeden Fall folgende Fragen geklärt werden:

Wie hoch ist die Interventionsrate (Einleitung, PDA, Dammschnitt, Saugglocke, Kaiserschnitt)? Wie viele Hebammen hat eine Hebamme dort gleichzeitig zu betreuen? Besteht die Möglichkeit, mit Wehen an der Kreißsaaltür abgewiesen zu werden?

-        Geburtshelfer

Wer sein Kind in der Klinik zur Welt bringen möchte, kennt die Geburtshelfer dort meistens nicht. Für die meisten Frauen ist dies kein Problem, aber manchmal stimmt die Chemie einfach nicht. Wer merkt, dass er sich mit einer Hebamme oder einem Arzt unwohl fühlt, sollte dies offen kommunizieren und dann auch wechseln können. Ein Personalwechsel kann nicht nur die Atmosphäre im Kreißsaal verbessern, sondern auch den Geburtsverlauf positiv beeinflussen, da sich die Gebärende dann nicht gestresst fühlt. Es ist zu empfehlen, sich für die Geburt eine Beleghebamme zu sichern- Sie kann Schwangere schon vor der Geburt im Rahmen der Vorsorge betreuen und später die Wochenbettbetreuung übernehmen. Kennt die Hebamme die Frau bereits, kann sie während der Geburt individueller auf die eingehen. Die Voraussetzung ist allerdings, Schwangere müssen sowohl eine Beleghebamme, als auch ein Krankenhaus finden, in dem Beleggeburten möglich sind. Es ist auch Sinnvoll einen Geburtsplan zu schreiben und diesen ins Krankenhaus mitzunehmen. Dabei macht sich die Schwangere schon vor der Geburt Gedanken über ihre Wünsche, Bedürfnisse und No-Gos unter der Geburt. Natürlich kann es aus medizinischen Gründen immer etwas anders verlaufen, das sollte man immer im Hinterkopf haben. Ein Geburtsplan mit ausformulierten Erwartungen macht allen deutlich, dass die Frau unter der Geburt gewisse Vorstellungen hat, sich mit der Geburt auseinandergesetzt hat und Absprachen erwartet.

-        Partner

Es ist eigentlich egal, wer die Frau in den Kreißsaal begleitet, er oder sie hat nur die Aufgabe, die Gebärende nicht zu unterbrechen oder sie zu stören. Diese Ohnmacht auszuhalten und seine Partnerin beim Leiden zuzusehen ist für einige Partner nicht einfach. Die Frau sollte unter der Geburt nie das Gefühl bekommen, sie müsste sich jetzt auch noch um jemand anderen kümmern. Dabei muss es nicht der eigene Partner sein, wenn dieser sich der Situation nicht gewachsen fühlt. Auch Mutter oder Freundin können die Gebärende begleiten. Wichtig ist, dass die Begleitperson ein Gespür für die Bedürfnisse der Gebärenden hat und als ihr Sprachrohr dient. Geht es ihr gut? Fühlt sie sich unverstanden, aber traut sich das nicht zu sagen? Auch die Begleitperson sollte in den Geburtsplan und damit in die Erwartungen und Wünsche eingearbeitet sein.

-        Erfahrungen

Ist eine vorherige Geburt nicht gut verlaufen, kann die Folgeschwangerschaft belastend sein. Alles, was eine Frau erlebt hat, hat Einfluss auf einen zukünftigen Geburtsverlauf. Umso wichtiger ist es, traumatische Erlebnisse rechtzeitig aufzuarbeiten. Vieles lässt sich oft in einem professionellen Gespräch klären. Warum sind manche Eingriffe passiert? Wasa waren die Gründe für die Eingriffe?

 

Nach WHO sind hier ein paar Eingriffe und Interventionen aufgeführt, die aktuelle Studien hervorgebracht haben:

-        Öffnung der Fruchtblase: Die Fruchtblase wird mit einem kleinen Gerät oder dem Finger durch den geöffneten Muttermund geöffnet. Damit soll der Geburtsvorgang beschleunigt werden. Die Wissenschaft sagt, dass das geringe Maß an Beschleunigung die hohen Risiken nicht rechtfertigt, die mit dem Eingriff einhergehen.

-        Routinemäßiger Dammschnitt: Dabei wird der Damm mit einer kleinen Schere eingeschnitten. Der Scheideneingang soll damit erweitert werden um einen Dammriss zu verhindern. Wissenschaftlich konnte bis jetzt kein Nutzen eines routinemäßigen Dammschnitts festgestellt werden. Gegenteilig würde dieses eher zu höhergradigen Dammrissen führen.

-        Vaginale Untersuchungen: Dabei werden der Gebärmutterhals, Muttermund und Fruchtblase mit der Hand abgetastet. Es wird gemacht, um den geburtsfortschritt, die Lage des Kindes und eventuelle Komplikationen rechtzeitig zu erkennen. Wissenschaftlich kann der Eingriff einen Vorteilhaften Verlauf auf die Geburt haben. Allerdings sollten diese Untersuchungen nicht öfter als alle 4 Stunden durchgeführt werden.

-        CTG: Hierbei werden die Herztöne des Kindes und die Wehen der Mutter aufgezeichnet. Dies wird gemacht, um zu schauen, ob das Kind gut mit Sauerstoff versorgt ist und um einen Mangel dahingehend frühzeitig festzustellen. Wissenschaftlich gibt es keinen wirklichen Nutzen bei einer risikoarmen Schwangerschaft.

-        Einlauf: Er wird gemacht, um den Darm vor der Geburt zu leeren. Er kann helfen, die Wehen einzuleiten, und das Infektionsrisiko für Mutter und Kind unter der Geburt mit Stuhl zu minimieren. Wissenschaftlich gibt es für die Notwendigkeit aber keinerlei positiven Auswirkungen auf eine Geburt.

 

-        Kaiserschnitt: Hierbei wird unter einer Lokalanästhesie ein Schnitt in die Bauchdecke und die Gebärmutter gemacht und so das Kind auf die Welt geholt. Es sollte nur angewendet werden, wenn ein gesundheitliches Risiko für Mutter oder Kind unter der Geburt vorliegt. Er sollte immer nur aus medizinischen Gründen vorgenommen werden.