Über die Größe meiner Sorgen

Über die Größe meiner Sorgen

Jeder Mensch trägt Sorgen mit sich herum.

Aber meine Sorgen sind andere, als bspw. die meines Partners, eines Freundes oder eines Bekannten. Jeder ist der Annahme, dass seine Sorgen die Schlimmsten seien. Seine Probleme sind die Belastendsten.

Doch ist das wirklich so?

Wer spricht in der Gesellschaft offen über seine Sorgen?

Das falsche aufgesetzte und sorgenüberspielende Lachen bleibt den Menschen, denen ich oft begegne fast im Hals stecken.

Wie ein gut gerüsteter Schutzwall verstecken sie ihr wahres ICH hinter einer immer gut gelaunten und lachenden Maskerade.

Was hat dieses Schauspie noch mit Authentizität zu tun?

Ich sage nicht, dass man nciht fröhlich und gut gelaunt, lachend durch die Welt gehen darf. Aber dann sollte das doch bitte auch echt sein.

Oft merke ich, dass die Echtheit eines jeden Menschen immer bedrohlicher wird. Über Gefühle und Empfindungen zu sprechen, geschweige denn diese auch zu zeigen, ist gesellschaftlich "uncool" geworden.

Mir hat neulich ein Freund erzählt, er zeigt keine Gefühle, da ihn das verletzlich macht. Wer möchte auch schon gerne verletzt werden. Eigentlich verständlich.

Aber, ist dieses Verhalten nicht auch ein bisschen, sich vor seinen eigenen Gefühlen zu verschließen?

Wenn ich selber meine Gefühle nicht fühle, dann kann ich sie auch nicht sehen. Ich mache mich für dich nicht angreifbar, ich bin glatt und halte das gesellschaftliche Bild eines perfekten Menschen aufrecht. Somit bin ich dann ja auch aalglatt und biete keine Angriffsfläche.

Das Ergebnis solch einen Verhaltens ist jedoch, jeder Versuch, eine zwischenmenschliche Beziehung aufzubauen, wird sofort im Keim erstickt.

Kann ich mich menschlich aber öffnen und über meine Innerstes kommunizieren, kann ich ja erfahren, dass mein Gegenüber auch Sorgen hat. Und vor allem, dass er, genau wie ich auch, Gefühle hat. Schon alleine diese Erkenntnis ist in der heutigen Gesellschaft eine wichtige Erkenntnis.

Meine Sorgen mit jemand anderem zu teilen kann mir die Schwere des ganzen Ausmaßes schon ein bisschen mindern. Gemäß dem Spruch "geteiltes Leid ist halbes Leid". Vielleicht eröffnet mir mein Gesprächspartner sogar einen ganz anderen Blickwinkel auf meine Sorgen.

Und zum Schluss merke ich, die Sorgen manch einen meiner Gesprächspartner sind viel größer und schwerwiegender als die meinigen.

Das ist keine Schadenfreude, dass es jemand anderem schlechter geht als mir. Sondern die einfache Selbstreflektion, so eine überdimensionierte Größe, wie ich annahm, haben meine Sorgen gar nicht.