Der erste Eindruck

Der erste Eindruck

Egal ob Privatleben oder Beruf. Die gesamte Zusammenkunft steht und fällt mit dem ersten Eindruck. Und dieser hat weitreichende Folgen, denn egal wie der erste Eindruck bei einer Person ausfällt, er hält sich beständig. Egal, ob vielleicht neue Erlebnisse und Begegnungen erfahrungstechnisch etwas anderes aussagen würden.

 

Unser Gehirn braucht nur Millisekunden um eine Entscheidung zu treffen, ob derjenige Freund oder Feind ist. Egal ob es sich um Begegnungen bei Vorstellungsgesprächen,  Zufallsbegegnungen im Zugabteil, erstes Kaffeetrinken bei der Schwiegermutter oder ein echtes Date nach dem online Chat handelt. Um  eine Entscheidung über den ersten Eindruck treffen zu können  spielen Körpergeruch, Gesichtszüge, Stimme,  Wortwahl, Gestik und Kleidung eine wesentliche Rolle.

Wenn der erste Eindruck nun gefällt ist, gibt es keine zweite Chance. Dieses ist eine Aussage des Volksmundes.  Doch auch Studien haben bewiesen, dass es sehr schwierig ist, den ersten Eindruck nachhaltig zu ändern.

Es gibt sogar Studien darüber, die besagen, dass schon ein  Foto  von einer bestimmten Person  ausreiche, damit ich mir einen nachhaltigen Eindruck bilden kann.

Gibt es denn nun auch Erfahrungen, die den ersten Eindruck widerlegen können? Sicherlich kann ein kleiner Teilaspekt der Sichtweise über einen Menschen  angepasst werden.  Doch das Gesamtbild kann  nach dem ersten Eindruck schwer wieder korrigiert werden.

Wenn ich bei der ersten Begegnung einen eher schlechten Eindruck von einer Person hatte, diesen dann aber vielleicht einige Tage später in einer Situation erlebe, die mich von ihm positiv überraschen lässt, kann ein kleiner Teilaspekt meiner Sichtweise dem Gesamtbild gegenüber angepasst werden.

Aber wie kommt es nun, dass der erste Eindruck für uns  von so großer Bedeutung ist?

Der erste Eindruck zählt zur Risikoeinschätzung eines jeden Menschen. Blitzschnell kann ich somit zwischen Freund und Feind tendieren und  adäquat darauf reagieren. Diese Einschätzung schützt uns vor schlechten Erfahrungen. Wir erlernen diese sozialpsychologische Fähigkeit schon in den frühesten Kindheitsjahren.

Unser Gehirn ist darauf trainiert,  automatisch und in Sekundenschnelle  Stereotype zu aktivieren, die von unseren Lernaufgaben geprägt sind und bestimmte Emotionen auslösen.  Diese Gefühle  können positiver sowie negativer  Energie sein. Sollten negative Gefühle auftauchen, so sind wir an der Reihe diese auf jeden Fall ernst zu nehmen.  Denn diese Gefühle haben ganz viel mit unserer Risikobewertung zu tun.

 

Zudem gibt es aber  zwei Effekte, die den ersten Eindruck  schwammig machen können.

Das erste wäre die „selbsterfüllende Prophezeiung“: wenn sich nun der erste Eindruck  einer Person bei mir manifestiert hat, so ist mein Verhalten davon geprägt. Wenn mir jemand sehr sympathisch erscheint, dann begegne ich ihm gegenüber auch  offen,  dieses hat auch auf sein Verhalten Einfluss.   Dieses erleichtert es mir ungemein, ihn weiterhin  sympathisch und nett zu sehen.  Finde ich aber eine Person eher unsympathisch, wird mein Verhalten von Rückzug geprägt sein. Genau wie bei dem positiven Spiegelungsverhalten wird mir mein gegenüber auch negatives Spiegelungsverhalten  zeigen.  Somit hat sich meine Prophezeiung  sowohl in der positiven als auch in der negativen Ausgangslage bestätigt.

Der zweite Effekt, der  meinen  ersten Eindruck beeinflussen kann  ist der "Halo-Effekt": Halo kommt aus dem englischen und kann mit Heiligenschein übersetzt werden. Dieser Effekt wird als eine Art Systemfehler bei der Urteilsbildung beschrieben. Mein Gegenüber wirkt zum Beispiel attraktiv auf mich. Automatisch bekommt dieser Mensch noch weitere positive Eigenschaften  von mir angedichtet. Er ist zudem noch intelligent,  kleidet sich gut, riecht sehr angenehm. Obwohl ich diese Merkmale jedoch noch gar nicht weiß, strahlt die mir bekannte Eigenschaft automatisch andere positive Eigenschaften aus. Dieser Effekt  greift besonders stark beim online Dating.  Auch wenn ich nur ein Porträtfoto eines Menschen sehe, verbinde ich automatisch ein attraktives Gesicht automatisch mit sozialer Kompetenz und Intelligenz.

 

Ist es nun ratsam den ersten Eindruck zu hinterfragen?

Wie schon oben beschrieben,  ist der erste Eindruck  ja eine essenzielle Risikoeinschätzung für mich.

Deswegen frag ich mich auch nie,  wie es eigentlich dazu gekommen ist,  dass meine Bewertung einem Menschen gegenüber positiv oder negativ ausgefallen ist.

Dahinter steckt das menschliche Bedürfnis nach Beständigkeit. Habe ich einmal eine Meinung gefasst, dann wehre ich mich mein Leben lang dagegen, diese gefasste Meinung wieder aufzugeben.

Wenn ich nun aber von solchen psychologischen Wirkmechanismen weiß, kann ich dazu beitragen meine Vorurteile und Stereotypen zu hinterfragen, und mich davon zu lösen.

Zudem ist es hilfreich, meinen ersten Eindruck für mich an konkretem Verhalten festzumachen und meine Einschätzung zu hinterfragen. Eine Frage dabei könnte lauten: „kann ich dieses Verhalten für mich auch anders deuten?“

 

Wenn ich mich viel öfter Frage, was eigentlich mich veranlasst hat in einer bestimmten Art und Weise zu urteilen, dann wäre dieses ein guter Startpunkt für den zweiten Eindruck.

Dieses Verhalten ist jedoch mühevoller, als dass ich mit den ersten Eindruck immer wieder bestätige, allerdings ist es machbar und gibt mir die Chance auf eine neue Sichtweise eines Menschen.

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