Ich habe gerade in einer Fachzeitschrift einen Artikel gelesen, in dem es um die unerschöpfliche Willenskraft eines jungen Mannes ging.

Dieser hatte einen schweren Unfall und war danach gelähmt. Vom Hals abwärts. Er konnte klar denken und sich mitteilen, nur alles was nach dem Abschnitt Hals passierte, davon fühlte er leider gar nichts.

Die Ärzte gaben ihm nach dieser schockierenden Diagnose keine Hoffnung, dass sein Zustand in irgendeienr Art und Weise jemals wieder besser werden sollte. Die Medizin hatte ihn aufgegeben. Der er sich nicht. Woher er die Willenskraft hergenommen hat, weiter zu machen, das hat er bis heute selbst nicht verstanden. Er wollte sich einfach mit dem Schicksal, dass er für immer auf fremde Hilfe angewiesen sei, und am Rollstuhl gefesselt bliebe,  nicht akzeptieren. Er absolvierte eine Reha nach der anderen. Er wurde immer besser und trainierte seinen schlaffen Körper. Er musste mit fast Ende 30 das Gehen neu erlernen. Die einfachsten Abläufe, die wir, halbwegs gesunden Menschen, im Spiel erledigen, all das musste er komplett neu lernen. Doch er hat nicht aufgegeben. Er hat sich nicht aufgegeben. Und das fand ich einfach so wunderbar. Seit dem ich diesen Artikel gelesen habe, bin ich mit einigen Handlungen meines Körpers wieder einmal viel achtsamer geworden. Vieles, das wir als selbstverständlich ansehen, ist es für andere nicht. Wir können so dankbar dafür sein, wenn wir einfach aufstehen können, herumlaufen können und unseren Alltag ohne große Hilfestellung fremder Personen bewältigen können. Wie dankbar man dafür sein kann, auf seinen eigenen Beinen zu stehen kann man wahrscheinlich erst verstehen, wenn man weiß, wie es ist, wenn man es nicht mehr kann. Aber ich versuche jetzt im Alltag auch ein bisschen achtsamer und dankbarer für das zu sein, was ich habe. Und nicht an dem zu meckern, was ich nicht kann oder nicht habe.

Und noch eine Anmerkung: Ich glaube, nach so einer Diagnose wäre ich in Depressionen verfallen. Ich glaube der Schock wäre für mich so tief gewesen, dass ich gar nicht überlegt hätte, dass ich jemals wieder auf meinen Beinen stehen kann. Aber der Wille alleine zählt. Und manchmal darf man sich vielleicht nicht nur auf die Meinung der anderen verlassen sondern sollte viel öfter mal hören was der Körper sagt, und auf sich vertrauen...