Was steckt hinter dem Bauchhirn

Was steckt hinter dem Bauchhirn

Es ist schon sehr bekannt, dass Psyche und Bauch bzw. die Verdauung eng miteinander verbunden sind. 

Es gibt das Gehirn im Bauch, das weiß ja schon jedes Kind. Jedoch ist das Bauchhirn keine Metapher, sondern wirklich so zu sehen. Denn der Magen und Darm Trakt verfügt über mehr als 100 Millionen Nervenzellen. Die meisten dieser Nervenzellen befinden sich im Darm und haben fast die gleiche Struktur und Identität wie die Nervenzellen, die sich im auch Gehirn befinden. 

Und damit erfüllt der Bauch auch viele Aufgaben in Eigenregie. Darunter fallen auch die Darmbewegungen, die er selbst koordiniert. Und gerade diese Darmbewegungen haben eine enorme Komplexität, denn dadurch wird die Nahrung erst einmal geknetet, gedreht und weitergeschoben. 

Kopf- und Bauchhirn sind aber eng miteinander verbunden, denn der Kopf weiß immer genau, was gerade im Magen und Darm Trakt geschieht. 

 

Es gibt verschiedene Wege, wie Bauch und Kopf miteinander kommunizieren. Die Verdauungsorgane produzieren viele Hormone, über die sie mit dem Körper in Kontakt stehen. So können bestimmte Hormone das Hungergefühl beeinflussen. Eine noch konkretere Kommunikation über Nerven statt, zum Beispiel hier den Vagusnerv.

Dieser Vagusnerv spielt aber generell eine große Rolle. Er ist ein guter Zuhörer und sehr lang. Er kommt aus dem Hirn und von dort aus verästelt er sich in den Magen und Darm Trakt. Dabei gehen nur rund 20 Prozent der Befehle vom Gehirn zum Bauch und knapp 80 Prozent der Informationen vom Bauch zum Hirn. Somit gehört der Vagusnerv zu den inneren Organen. Wenn die Verdauung gut funktioniert, wird der Vagusnerv positiv stimuliert und leitet diese Information dann auch weiter. Das wirkt beruhigend auf die Nervenzellen im Gehirn. 

 

Aber nicht nur der Vagusnerv spielt eine wichtige Rolle bei einer stabilen Psyche. Genauso wichtig ist die Zusammensetzung der Darmbakterien, die übrigens auch auf das Immunsystem eine Wirkung haben. 80 Prozent des gesamten Immunsystems befindet sich im Magen und Darm Trakt. Wenn also der Darm stark aktiviert wird, kann es zur Förderung von entzündungsfördernden Botenstoffen kommen, sogenannten Zytokiten. Ein Überschuss an Zytokiten kann eine Depression verursachen. 

 

Aber was vom Darm zum Gehirn geht, funktioniert natürlich auch umgekehrt. Wer schon einmal vor einer Prüfung stand und ganz plötzlich Übelkeit und Durchfall bekommen hat, versteht diese Funktion. Hierfür ist der Sympathikus, unser Stressvnerv verantwortlich. Wenn die Produktion von Stresshormonen steigt, kann das Gehirn dadurch die Durchblutung und damit die Verdauung im Magen und Darm Trakt steuern. Diese Funktion haben wir noch von den Urzeitmenschen in uns. Denn wie schlimm wäre es, wenn wir uns gerade auf der Jagd oder der Flucht befinden und plötzlich der Darm drück? Da ist keine Zeit um schnell mal hinter den Busch zu verschwinden. Deswegen hat der Körper diese wunderbare Funktion erfunden, um die menschlichen Bedürfnisse für eine Weile zu unterdrücken bzw. einzustellen. 

Wenn nun aber jemand ständig unter Stress steht, der Körper also dauerhaft in der Produktion von Stresshormonen ist, führt das auf langfristige Sicht zu einer Störung in der Verdauung. 

 

Ich rate hier, die eigene Verdauung einmal über ein halbes Jahr hinweg zu beobachten. Es kann auch helfen, ein Tagebuch über die Ernährungs- und Darm bzw. Toilettengewohnheiten zu führen. Oft gibt das bei chronischen Verdauungsproblemen schon Aufschluss. Dabei ist es völlig normal, dass das ein oder andere Essen mal Beschwerden im Magen und Darm Trakt verursacht. 

 

Ich würde sogar soweit gehen, dass Entspannung nicht nur gut für die Psyche sondern auch für den Magen und Darm ist. Das merke ich immer wieder bei Teilnehmern in meinen Entspannungskursen. Plötzlich fängt mitten in der Stille der Magen an zu grummeln und zu knurren. Leider schämen sich viele dafür, dabei ist das etwas so Schönes. Der Magen und Darm Trakt kann anfangen, sich zu entspannen und sich zu lösen. Für mich ist das immer ein gutes Zeichen, dass der Teilnehmer gerade in völliger Ruhe und bei sich ist. Daher ist es nichts Ungewöhnliches, wenn viele nach einer Stunde Entspannung erst einmal auf die Toilette müssen. 

Aber neben der Entspannung können wir unseren Magen und Darm Trakt natürlich noch mit anderen Dingen unterstützen. Da wäre die Ernährung. Eine ausgewogene Ernährung mit leckerem, gesundem und gar selbst gekochtem Essen tut dem Magen, dem Darm und der Seele gut. Wichtig ist, auf Zucker zu verzichten und nicht zu viel Süßes zu essen. Denn Zucker lässt den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen, wir bekommen kurzfristig eine Leistungskurve. Jedoch ist der Zucker schnell von den Zellen aufgenommen und der Blutzucker sinkt genauso schnell, wie er gestiegen ist. Das Hungergefühl steht wieder vor der Tür und man greift erneut zu etwas Essbarem. Das beeinträchtigt nicht nur den Körper sondern auch die Psyche. 

Genauso wichtig sind geregelt Mahlzeiten. Das bereitet den Körper und die Seele schon einmal auf die Nahrung vor und optimiert damit die Verdauung.