Willkommen daheim

Willkommen daheim

Die Geburt war schön, die Blase des Krankenhausaufenthaltes geht vorüber und dann ist man plötzlich zu Hause. Endlich mit dem Baby daheim, raus aus der Krankenhausroutine. Keine Lebenszeit ist für die Entwicklung Ihres Kindes so wichtig wie das erste Lebensjahr. Das erste Lebensjahr prägt den weiteren Verlauf des Lebens enorm. Neugeborene sind vollkommen abhängig von ihren Bezugspersonen. Ohne deren Liebe und Hilfe wären sie verloren. Geborgenheit und Zuwendung sorgen dafür, dass Kinder ein gutes Bindungsverhalten entwickeln und sich sicher fühlen - die beste Voraussetzung, um glücklicher Mensch zu werden.

Doch gerade am Anfang können Stimmungsschwankungen Ihr Glück trüben. Eigentlich ist alles wunderbar: Sie haben ein gesundes Baby, Familie und Freunde freuen sich mit Ihnen. Trotzdem bringen Kleinigkeiten Sie zum Weinen, und Sie sind unglücklich, dass Sie nicht beschwingt mit dem Baby herumlaufen. Stattdessen fühlen Sie sich erschöpft, schaffen es kaum, den Frühstückstisch abzuräumen oder zu duschen.

Dieses Auf und Ab der Gefühle ist normal. Es hat seine Ursache in der hormonellen Umstellung, der körperlichen Erschöpfung nach Schwangerschaft und Geburt und dem Schlafmangel. Auch die Tatsache, dass alles neu für Sie ist und Sie sich an die Elternrolle mit ihrer Verantwortung erst gewöhnen müssen, wirkt sich auf Ihr seelisches Gleichgewicht aus. Gönnen Sie sich regelmäßig Pausen, und nehmen Sie jede Hilfe an.

Muten Sie sich in den ersten Wochen nicht zu viel zu. Kein Mensch erwartet von Ihnen, dass in der neuen Situation alles perfekt läuft. Auch zwiespältige Empfindungen und ein Gefühl der Überforderung, sogar Unwillen dem kleinen wesen gegenüber sind etwas Normales und kein Grund, sich zu erschrecken. Ihr Alltag ist komplett umgekrempelt, und das Baby fordert Sie nun rund um die Uhr. Sprechen Sie am Besten offen mit Ihrem Partner, wenn sich widersprüchliche Gefühle einstellen. Das entlastet, schweißt zusammen und befreit von überzogenen Erwartungen, die am Ende die Freude am Baby trüben können.

Manchmal kann sich aus einem seelischen Tief eine Depression entwickeln. Dieser Zustand ist anders als die Heultage, die nach kurzer Zeit wieder von alleine verschwinden. Er kann Wochen bis Monate nach der Geburt auftreten. Die Symptome einer Wochenbettdepression halten länger an und sind schwerer. Innere Leere, Niedergeschlagenheit, Angstgefühle, aber auch Beschwerden wie Schlafstörungen oder Konzentrationsstörungen sind manchmal Anzeichen.

Etwa 10 bis 15 % der Mütter trifft die Erkrankung. Wichtig ist dabei, dass Sie schnell zum Arzt gehen sollten oder Sie sich an Ihre Hebamme wenden. Eine frühzeitige Therapie macht Sie schneller gesund. Eventuell hilft Ihnen auch der Austausch mit anderen Betroffenen. Es tut gut zu wissen, dass man nicht alleine ist und keine Schuldgefühle haben muss.

 

Auch wenn die Heultage vorübergehen, wird es immer wieder Momente geben, in dem Sie sich nach Ihrem alten Leben sehen. So haben junge Mütter oft das Gefühl, zu wenig Zeit für sich zu haben. Nutzen Sie deshalb jede erdenkliche Pause, die sich bietet, um Kraft zu schöpfen. Und lassen Sie den Putzeimer ganz bewusst im Schrank stehen.